Volk Gottes auf dem Weg

Mission noch sinnvoll?

Hierdurch verliert die Missionstätigkeit keineswegs ihren Sinn. Es ist selbstverständlich, daß wir die frohe Botschaft der Hoffnung, die uns geschenkt ist, nicht für uns behalten dürfen. Aber Sinn und Methode der Mission erhalten neue Akzente: Der erste Sinn der Mission liegt darin, daß allen die Hoffnung geschenkt wird. Die Hoffnung wird aber nur vermittelt, indem Liebe vermittelt wird, indem alle Last und alle Kostbarkeit der Welt unselbstverständlich und unenttäuschbar von uns Christen mitgetragen wird. Denn so erst wird der Boden bereitet, in welchem das Wort der Botschaft Same sein, aufgehen kann. So erst wird dieses Wort der Botschaft auch nicht Überfremdung und Zerstörung des Eigenen sein, das die Völker und Kulturen einbringen, welche dem Evangelium noch nicht begegnet sind. Das Wort wird ihr Wort zu werden vermögen, Wort, das gerade jene Ansätze, jene Elemente und Weisen der Wahrheit aufgreift, die bereits bei ihnen lebendig sind. Denn wenn die Kirche ihre Hoffnung allein auf das Wort des Herrn setzt, so schließt dies nicht aus, sondern ein, daß Dynamik der Hoffnung und Elemente der Hoffnung in allem Menschentum, in allen Gaben und Bemühungen menschlichen Geistes und Lebens doch bereits verborgen sind. Das Wort, das uns erlöst, ist dasselbe Wort, in dem alles geschaffen ist (vgl. Joh 1,3), und es lebt in allem, was noch die Spur und das Siegel dieses Ursprungs, wenn auch ver­borgen oder zerbrochen, in sich trägt. So wird die Mission, die sich als Dienst der Hoffnung versteht, nicht dort sinnlos werden, wo sie äußerlich „erfolglos“ bleibt; jeder Dienst am Wort, das in allem Menschlichen lebt, ist „Entwicklungshilfe“ des Samens des Reiches Gottes.

Eine missionarische Kirche ist also keine Proselyten machende Kirche, sondern eine dienende Kirche. Sie hat gewiß die Aufgabe, alle Ideologien, alle Heilshoffnungen zu desillusionieren, die auf [21] etwas anderem als auf der Tat Gottes in Jesus Christus beruhen; sie hat aber ebenso die Aufgabe, die Zeichen und Spuren aufzu­decken, lebendig zu erhalten, wirksam zu machen, die in allem Menschlichen und Geschöpflichen lebendig sind als Strahlung und Wirkung des einen und selben Wortes, das ihr und allem Hoffnung gibt.