Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken und die Diözesen

Offene Fragen

Daß die Ausformung des genannten strukturellen Ansatzes noch eingehender Bemühungen bedarf, liegt auf der Hand. Die Frage, in welchem Status die Einrichtungen der Bischofskonferenz, die im Laienapostolat tätig sind, am gemäßesten an der Arbeitsgemeinschaft teilhaben, die das Zentralkomitee ist, muß hier erwähnt werden. Die innere Weiterentwicklung der verschiedenen diözesanen Räte geht das Zentralkomitee jedoch noch elementarer an. Wird seine Konzeption eine Verankerung in der „Basis“ der Diözesen behalten? Wie wird es angesichts dieser Entwicklung wirksam seine Funktion für die Bistümer erfüllen können: im umfassenden Sinn die „mittlere Einheit“ ihres Gespräches und ihrer Konfrontation mit dem Gesamt der Situation, der Aufgaben und des Lebens in der Kirche unseres Landes zu sein? Der Antwort darauf gilt, wie schon eingangs erwähnt, eine Fülle von Arbeitsvorhaben der Gremien des Zentralkomitees. Außer dem Genannten ist hier, zumindest indirekt, der Trierer Katholikentag „Gemeinde des Herrn“ und sein Programm, die zusammen mit der Bischöflichen Kommission für Laienfragen initiierte wissenschaftliche Untersuchung über die Pfarrgemeinderäte sowie ein Arbeitskreis des Zentralkomitees von Belang, der sich mit dem Verhältnis der Räte zu den Gremien kirchlicher Finanzverwaltung befaßt. Es geht freilich um weit mehr als bloß um strukturelle Fragen. Sie können nur der Ausdruck sein für ein grundlegendes Verständnis der Kirche und des Christseins in unserer Gesellschaft, in der gegenwärtigen Situation.

Hier liegen auch die „härtesten“ Fragen an Zentralkomitee, Diözesen, Räte und Verbände gemeinsam: Gibt es nicht viele Gruppen und Bewegungen, Anliegen und Meinungen, die einfachhin „draußen“ bleiben, die sich nicht einfügen ins vorliegende strukturelle und ideelle Konzept?

[122] Zweierlei wäre verkehrt: Die Mitte und das Prinzip der inneren Entwicklung an die „Grenze“ zu verlagern: Wenn nur alle mitmachen! Genau solche „Anpassung“ ermöglicht nicht, sondern blockiert den Dialog. Nicht Taktik tut not, sondern jene Liebe, die das, was sie für notwendig und richtig hält, dem anderen nicht vorenthält, um ihn für sich zu vereinnahmen. Freilich nimmt diese Liebe aber alle ernst und stellt sich ihnen; Binneninteresse und Selbstbestätigung sind ihr fremd. So wäre die Verkrustung der Arbeit in bloße Strukturdebatten oder die bloße Apologetik im Blick auf eigene Rechte und Verdienste fatal. Der Mut zur Entscheidung und Unterscheidung und der Mut zur Offenheit, zur Weiterentwicklung, zur Krisis des Eigenen und Gewohnten sind indessen derselbe Mut. Er ist dringend angefordert.