Voraussetzung des Dienstes: dienende Gemeinde

Offenheit – Geschlossenheit*

Das dritte Grundproblem hängt mit der genannten Bedrohung von Freiheit und Spontaneität im Apparat der technischen Plangesellschaft zusammen. In den letzten fünf Jahren – man spricht zur Genüge davon – zeigt sich eine merkwürdige Kehre nach innen, ein Streben nach mehr Sammlung, mehr Intensität, mehr Ursprungserfahrung an. Die unterschiedlichen, zum Teil gegenläufigen Äußerungen dieser Tendenz brauchen hier nicht angeführt zu werden. In unserem Zusammenhang drängen sich zwei Fragen auf: 1. Bringt die Abkehr vom bloß Gesellschaftlichen und die Hinwendung zum Innerlichen nicht die Gefahr mit sich, daß Innerlichkeit in den Gegensatz zum Interesse an der Welt und zum Dienst an der Welt gerät? 2. Führt das Bestreben nach der intim erfahrbaren Gruppe, nach dem Erlebnis von Gemeinschaft im überschaubaren Kreis nicht mitunter zu neuer Isolierung, zu neuer Ghettobildung, neuer Verengung statt zur Weite des Daseins für alle? Die Fragen stellen heißt bereits, Stellung zu beziehen, eine Stellung, die auf dem Gleichgewicht, damit aber auch auf dem Durchtragen der Spannung zwischen den gegenläufigen Tendenzen basiert. Der Weg nach innen ist der Weg zum Geist, in dem der Sohn sich, dem Vater gehorsam, hingegeben hat für das Leben der Welt. Die Intensität des Einsseins im Namen Jesu und um seinetwillen zentriert sich um den als Mitte, der sich für jene am Rand, der sich für die vielen und für die Äußersten am brennendsten interessiert. Communio ist nur dann communio im Geiste Jesu, wenn sie communio zwischen Juden und Griechen, wenn sie in diesem Sinn communio catholica ist, man könnte sagen: offene Geschlossenheit, Geschlossenheit in der Offenheit Jesu.

Wiederum die Konsequenzen für den pastoralen Dienst: Die selber ihren Dienst wahrnehmende Gemeinde: ja; die ihren Dienst allein für sich tuende, die sich nur selber versorgende und mit sich selbst begnügende Gemeinde: nein. Pastoraler Dienst muß aus der Gemeinde aufbrechen und in der Gemeinde beheimatet sein, er muß aber zugleich aufbrechen über die Gemeinde hinaus, er muß also tiefere Heimat in der Kirche im ganzen, in ihrer Einheit und Zusammengehörigkeit haben.