Politik und Ethik

Politik und Ethik

[66] Krieg und Zusammenbruch 1945 stellten junge Menschen damals vor zwei Fragen zugleich, die es im persönlichen Leben miteinander zu verbinden galt: Woraus kann ich leben und kann Geschichte leben und heil werden? Welches ist mein Beitrag, um an der verantwortlichen Gestaltung gemeinsamer Zukunft mitzuwirken? Der Kontext dieser beiden Fragen hat Manfred Hättich und mich ein Stück gemeinsamen Weges gehen lassen, das mir kostbar und präsent geblieben ist und mich ihm bleibend verbindet – persönlich wie im Mit- und Weiterdenken. Zeichen dessen sollen die nachfolgenden Randbemerkungen zum Zusammenhang zwischen Ethik und Politik sein. Sie führen in etwa Gedanken weiter, die ich meinem – auch für Manfred Hättich wichtigen – Lehrer Bernhard Welte unter der Überschrift „Unterscheidung des Politischen“ vor fast 20 Jahren gewidmet habe.1

„Randbemerkungen“ nenne ich meinen Beitrag, weil er keineswegs den Anspruch erhebt, das mit dem Titel „Politik und Ethik“ bezeichnete Problem allseitig anzugehen; vielmehr sollen (darin methodisch Bernhard Welte verpflichtet) einige im Spannungsfeld Politik – Ethik wichtige Phänomene angeleuchtet und soll somit der Ansatz erweitert werden, von dem aus das Verhältnis zwischen Politik und Ethik sich bedenken läßt.


  1. Siehe Hemmerle, Klaus: Unterscheidungen. Gedanken und Entwürfe zur Sache des Christentums heute, Freiburg i. Br. 1972, 112–127. ↩︎