Botschaft: Kirchenbau

Postulate für den Kirchenbau*

Ich versuche, tastend und zögernd, aber einfach neu bewegt von dem Kyriake- und Ekklesiacharakter von Kirche, ein Fazit zu ziehen. Unsere sechs Sätze ergeben so sechs Postulate für den Kirchenbau.

  1. Kirche soll so gebaut werden, daß Eucharistie in ihr gefeiert werden kann. Nicht das Lesen der Messe, sondern die Feier der Eucharistie als Eucharistie für das Volk, in ihrer ganzen Fülle, drängt in den Vordergrund.

  2. Kirchenbau ist Bau eines Raumes für Gottes Wort. Er soll so geschehen, daß in der Kirche nicht nur gepredigt werden kann: vielleicht weit entrückt, oben – vom Himmel hoch, da komm ich her – oder von der Seite – aus dem Schwalbennest der fernen Kanzel –, sondern die Verkündigung des Wortes soll ihren zentralen Platz in der Gemeinde haben. Das Wort Gottes muß einen betonten Ort finden, aber auch die Kommunikation mit diesem Wort muß geschehen können.

  3. Kirche soll so gebaut werden, daß darin – innerhalb der vielen Dienste im Miteinander aller – auch die unterschiedlichen Funktionen, die der Priester im Vorsitz der Eucharistiefeier und die das Volk Gottes in seiner umfassenden Teilhabe hat, zur Gestalt werden. Von daher verbietet sich, daß der Priester nur gelegentlich aus der Gemeinde hervortritt.

Dies also sind die ersten drei Postulate: Eucharistie angesichts aller, mit allen; Wort Gottes, sichtbarer Platz für seine Verkündigung, Kommunikation mit diesem Wort; Raum für alle, in dem der Priester in „persona Christi“ handelnd, in der Gemeinde ihr gegenüber in ihr ist. Die zweite Reihe der Postulate geht vom Vollzug der Gemeinde und des einzelnen aus:

  1. Kirche soll nicht nur Konsumraum für die Absolvierung der Sonntagspflicht sein, sondern Raum, in dem Volk Gottes sich versammelt. Diese Versammlung soll so geschehen können, daß allein schon durch den Raum in Erinnerung gerufen wird: Hier sind wir vereint, damit der Herr in unserer Mitte ist, auch wenn kein Liturge am Altar steht.

  2. Im umfassenden Miteinander soll auch der je andere als er selbst präsent sein. Wir sollen, gesammelt auf den Herrn, auch einander nahe sein. Es wäre gut, wenn Gestalt würde, daß der Herr jedem hier nahe ist. Es darf keine „Ränge“ in der Kirche geben. Das ist unvereinbar mit der Gegenwart des Herrn in jedem und mit der Kostbarkeit eines jeden, der hierher gerufen ist.

  3. Kirche soll auch ein Raum sein, in dem der einzelne die Chance hat, zur stillen Begegnung mit dem Herrn in sich und in seiner fortwährenden Gegenwart im Sakrament zu kommen. Auch dies gehört zum Kirchenbau. Ich darf nicht gezwungen werden, mich zu Tode zu „kommunikationieren“, sondern soll Raum der Sammlung und der Stille finden – unbeschadet der Möglichkeit zur Kommunikation.

Das wären für mich sechs Postulate, die aus der sechsfachen Gegenwart des Kyrios in der Kyriake erwachsen und die einen Maßstab für Kirchenbau bilden können, wenn ich Kirchenbau als „Kyriake“ betrachte. Es sind Anregungen, die ich nicht kirchenamtlich verkünde, sondern Entwürfe, die ich zur Diskussion stelle.