Botschaft: Kirchenbau
Sakralisierung des Kirchenbaus*
Nehmen wir das ernst, dann fragen wir uns: Wie ist überhaupt Sakralbau möglich? Wenn wir etwa in San Lorenzo in Lucina, einer der ältesten Kirchen Roms, schauen, wo wir vor ersten Elementen einer christlichen Kirche in Rom stehen, dann sehen wir: Das ist das Haus einer frommen Frau, in dem man sich versammelte und das ein bißchen umgebaut wurde, um darin den Gottesdienst zu feiern. Es war für mich eine [11] überwältigende Erfahrung, als ich in Salona bei Split die alte Bischofskirche sah, die man dort ausgegraben hat – wiederum ein Haus, das ein wenig umgestaltet wurde, das mit Priestersitz und Altar eingerichtet war. Nebenan im alten Split stand der Palast des Diokletian; und erst als die Barbaren kamen und Salona zerstörten, brachte man den Leichnam des Ortsheiligen in Sicherheit und machte den Palast des heidnischen Kaisers zur Kathedrale. Es ist bezeichnend, daß im Kirchenbau der Antike der Bautypus der Basilika, also der „königlichen Halle“, übernommen wurde. Es ist hochinteressant, die Entwicklung zu verfolgen, als die Germanen in den Mittelmeerraum eindrangen; man sieht es im Veneto, wo die damals neugebauten Kirchen diesem Vorbild folgten, aber nun sakralisierend zwei Ebenen für den Chor und die Versammlung des Volkes einführten. Erst langsam und nicht vom Ursprung an beobachten wir diese Sakralisierung des Kirchenbaus.
Wie also sollen wir unsere Kirchen bauen? Sollen wir Häuser bauen und sie arrangieren, damit darin der Gottesdienst gefeiert werden kann? Ist das die wahre Theologie des Kirchenbaus? Ich habe in diesem Kontext vor mehreren Jahren die aufregende Antrittsvorlesung des Bonner Kirchenhistorikers und Patristikers Ernst Dassmann gehört, der über ein unmittelbar damit zusammenhängendes Problem gesprochen hat. In der Theologie hat sich die Auffassung durchgesetzt, daß ursprünglich – und das stimmt sicher für die älteren Schichten des Neuen Testamentes – keine Rede von einem eigenen priesterlichen Dienst war. Viele behaupteten, es sei ein Verrat, daß man überhaupt diese Kategorie benutzt habe. Nach Dassmann ist dies mitnichten der Fall, sondern mit jener Selbstverständlichkeit, die ein Paulus ausspricht – „alles ist euer“ (1 Kor 3,22) –, hebt der Prozeß der „Übernahme“ schon in der apostolischen Zeit an und setzt sich unmittelbar ohne Bruch fort in der nachapostolischen Zeit. Im 1. Clemensbrief zeigt sich, daß die sakralen Begriffe und Überlieferungen des Alten Testamentes neu in Beschlag genommen wurden. Alles, auch das Sakrale, alle Grunderfahrungen des Menschlichen werden eingefügt in die lebendige Erfahrung mit dem lebendigen Christus.