Der dritte Weg im kirchlichen Dienst

Schlußbemerkung: „Spiritualität“des „dritten Weges“

Es wäre gefährlich und verdächtig, rational und funktional zu lösende Aufgaben durch einen spirituellen Kraftakt regeln zu wollen. „Dritter Weg“ muß, soll er sich bewähren, sich umsetzen in handhabbare und zumutbare Regelungen. Nichtsdestoweniger gehört es zu einer nüchternen Betrachtung hinzu, von einem ausgearbeiteten Modell des dritten Weges nicht zu verlangen, daß er eine immanente Stimmigkeit und Durchsetzbarkeit erreichte ohne den vollzogenen Konsens aller an ihm Beteiligten, der Träger wie der Mitarbeiter. Dieser Konsens aber erfordert eine entsprechende geistliche Einsicht und Einstellung.

Wer nicht erkennt, daß das Reich Gottes erst in einer uns entzogenen Zukunft zu seiner Vollendung kommt, der droht ein ideologisches System aufzubauen, einem Integralismus von oben oder von unten zu verfallen. Wer den Zeichencharakter der Kirche für das in Jesus Christus angebrochene, die Geschichte durchwirkende, aber in seiner Vollendung eben noch ausstehende Gottesreich nicht beachtet oder wer einen spirituellen Binnenbereich der Kirche und „diese Welt“ beziehungslos nebeneinander setzt, der wird für kirchliche Institutionen eine bloße Pragmatik oder eine bloße Anpassung an die Verhältnisse der Gesellschaft fordern – aber warum dann überhaupt ein institutionelles Wirken der Kirche in der Gesellschaft, Institutionen als Kirche? Nur wer die Andersartigkeit und Zeichenhaftigkeit eines von der Kirche als solcher zu gebenden Zeugnisses und die Bedingungen dieser Weltzeit ernst nimmt, wird Mut und Bescheidenheit zugleich finden, in noch so bruchstückhafter und endlicher Weise das Zeugnis des Tuns, des Seins und der Gemeinschaft der Gestalt und dem Vollzug des Dienstes kirchlicher Institutionen zugrunde zu legen. Die Kraft, Enttäuschungen über das Unvollkommene anzunehmen, und der unbeirrbare Wille, Erreichtes zu verbessern und zu vertiefen, Haltungen, die zumal heute für das Ja der Christen zur Zukunft ohnehin von äußerstem Belang sind, tun hier besonders not.

Dann aber ist es nicht Überbau, sondern Fundament, was uns Paulus als jenen geistlichen „dritten Weg“ gegenüber dem Weg des kollektiven oder des subjektiven Egoismus empfiehlt: „...in Demut schätze einer den anderen höher ein als sich selbst. Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen. Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht.“ (Phil 2,3b–5).