Jugendarbeit aus dem Evangelium

Schritt: Verdichtung und Konkretisierung des Nachfolgemodells: Gemeinsames Leben mit dem Wort und aus dem Wort

Nachfolge ist begründet durch das Wort, das Er mir gibt, in dem Er mich ruft, zu sich, zu den anderen, zur Welt. Wenn ich glaube, daß ich in diesem Wort erschaffen und erlöst bin, daß in diesem Wort ich mir gegeben bin, daß darin die Welt mir gegeben ist, daß darin die Gemeinschaft gründet [150] und daß darin Gott selber sich mir gibt, so zentrieren und ergänzen sich alle Bezüge dort, wo ich mit anderen zu einer Gruppe werde, die auf das Wort reflektiert, aber so auf das Wort reflektiert, daß darin das Zeugnis der eigenen Erfahrung und Entscheidung, daß darin das Hinhören auf die Erfahrung des anderen und daß daraus der Weg des gemeinsamen Dienstes entspringt. Jugendarbeit aus dem Evangelium wird so Jugendarbeit aus dem Wort werden müssen.

Dabei gibt es freilich zwei Gangarten: Jugendarbeit aus dem Wort und Jugendarbeit auf das Wort zu. Christliche, kirchliche Jugendarbeit gar kann nicht beginnen, ohne daß Menschen ganz bewußt auf dieses Wort sich einlassen und sich in ihm einüben. Nur wo schon jemand dieses Wort lebt, mit anderen lebt, es in diesem Sinn reflektiert und so reflektierte und missionarische Gruppe des Wortes zugleich wird, weitergebende, dienende Gruppe aus dem Wort, kann es „losgehen“.

Aber das, was losgeht, hat zugleich untrennbar voneinander zwei verschiedene Gangarten, die sich unterschiedlich durchdringen können.

a) 1. Gangart: Das Wort wird im Dienst an den anderen inkarniert, indem es verschwiegen und bloß gelebt wird. Der Weg ist die Zuwendung zu den anderen, die sie aus sich herauskommen läßt, die sie dort abholt, wo sie sind, die einfach Gemeinschaft mit ihnen sucht aus der Liebe dessen, der geliebt hat wie keiner. Das ist nicht eine bloße Vorstufe, das ist nicht etwas mit einer missionarischen Nebenabsicht, die das ganze verdirbt. Wohl aber ist es Zeugnis, Zeugnis, das dem anderen wirklich alles schenken will und ihm deswegen an der entscheidenden Stelle auch das nicht vorenthält, was ihn zutiefst beschenken kann: das ausdrückliche Wort Gottes selber.

[151] b) 2. Gangart: Das Wort schockiert den anderen, trifft ihn unmittelbar, hilft ihm auf den Sprung. Immer mehr zeigt sich, daß auch solche Direktheit, die unmittelbar einlädt, befreiende, auch anthropologisch befreiende Wirkung auf den jungen Menschen hat. Er wird umworben von tausend Angeboten. Warum nicht das eine Angebot, das ihm nicht nur etwas vormacht, sondern ihn wirklich identifiziert und über sich hinausführt? Freilich muß gerade auch solches direkte Vorgehen aus dem Evangelium gewähren und sichtbar machen, daß dieses Wort nicht eine Ideologie, nicht eine bloße Forderung ist, sondern Wort, in welchem der andere geliebt und angenommen wird, so wie er ist. Bloßes Mitmachen, auch mit Sakramenten und allem, was kirchlich dazu gehört, ist zuwenig; es geht darum: sich geliebt wissen und lieben, um Glaube und Hoffnung, die in der Liebe lebendig sind. Die ganze Liebe freilich will ausdrücklich mit dem kommunizieren, aus dem leben, der mich liebt wie keiner, und so werden gerade Eucharistie und Sakrament der Buße ein Zeichen dafür sein können, daß das Wort durchgebrochen ist in die Tiefe der eigenen Existenz.