Jugendarbeit aus dem Evangelium

Schritt: Versuch einer Antwort auf diese Frage

a) Jugend im ausgeprägten Sinn gibt es nicht in allen Kulturen und Epochen. Gerade unsere abendländische Kultur ist wohl dadurch ausgezeichnet, daß in ihr Jugend eine Rolle spielt. Dort tritt das Phänomen Jugend zurück, wo in einer festgefügten Lebens- und Stammesordnung der kindliche Mensch sogleich in seine Aufgaben und Rechte eingesetzt wird, wo es keine Schreck- oder Reflexionsphase eigenen Entscheidens und Gestaltens zwischen der Kindheit und der Position gibt, die der einzelne im Leben einnehmen wird. Zwar gibt es überall Entscheidungen innerhalb der zu planenden und zu gestaltenden Zukunft, nicht aber gibt es überall eine Entscheidung zur Zukunft. Das Unselbstverständlichwerden von Zukunft, das Planenkönnen und Wählenkönnen von Zukunft scheint das konstituierende Moment für die Lebensphase Jugend zu sein.

b) Genauer betrachtet hängen damit drei für Jugendlichkeit konstitutive Momente zusammen:

  1. der Entwurf von Zukunft;

  2. das Gegenübersein zur entworfenen Zukunft, das Rückgeworfensein auf sich selbst, die Reflexion;

  3. in der Planbarkeit und Machbarkeit und Erstrebbarkeit von Zukunft ereignet sich zugleich die Aufklärung der Herkunft. Entwurf, Reflexion und Aufklärung gehören zur Jugendlichkeit, anders gewendet: Begeisterung, Selbsterfahrung und Kritik.

c) Was so die Jugendlichkeit von Jugend ermöglicht, das trägt zugleich unsere abendländische Kultur, zumal jene der Neuzeit. Die heutige Krise der Jugend scheint Krise der Neuzeit, die heutige Chance Ankündigung einer nachneuzeitlichen Epoche zu sein.