Das Wort für uns
Sein Herz in uns, wir sein Herz für die Welt
Und doch, wenn das alles wäre, so wäre es zwar unvorstellbar groß, aber immer noch weit weg von uns, von unserem Erleben und Erfahren. Er im Vater, wir in ihm, er in uns – was sagt dieses geheimnisvolle Ineinander? Ist das nicht nur Spekulation, nicht nur eine mystische Tiefe, in welche wir uns in ein paar raren Stunden hineinversenken können, fern von unserem Alltag? Mir selber ist aufgegangen, daß dies nicht so ist. Es ist mir aufgegangen durch einen Menschen, der gerade diese Schriftstelle durch das menschliche Wort vom Herzen mir hat menschlich werden lassen. Ja, lesen wir die Formel des gegenseitigen Ineinander nocheinmal neu, indem wir in sie dieses Wort „Herz“ einsetzen.
Jesus ist das Herz Gottes. Gott hat ein Herz [54] für uns, und in Jesus exponiert er dieses Herz, öffnet er dieses Herz, zeigt und schenkt er es uns, schüttet er dieses Herz in uns hinein aus, verschwendet er an uns dieses Herz. In Jesus zeigt er uns: Ich habe euch in meinem Herzen. Denn Jesus ist in ihm, und er hat uns in seinem Herzen. Wir sind in ihm, um uns dreht sich sein Leben.
Und wir, wir dürfen sein Herz haben füreinander und für die anderen. Wird so das Leben nicht ganz groß und ganz einfach zugleich? Was wir auf dem Herzen haben, was unser Herz erfüllt und bedrückt, braucht nicht mehr einsam in uns selber zu bleiben, wir brauchen unsere eigene Last nicht mehr für uns allein zu tragen. Was wir im Herzen haben, dürfen wir ihm ins Herz geben. Alles, was uns belastet und erfüllt ist in ihm, ist in seinem Herzen. Er hat uns unser Herz sozusagen „abgenommen“, besser gesagt: er hat unser Herz angenommen. Und so sind wir frei, sein Herz, das Herz Gottes zu haben. Jenes Herz, in dem das Ja, in dem die Liebe, die Hoffnung, die Zuversicht, die Offenheit, die Freude, der Mut, die Zuneigung, die Vergebung, die Barmherzigkeit wohnt. Sein Herz in uns – wir sein Herz für die Welt.