Dienst aus dem Glauben – Dienst in der Kirche

Sendung Christi in der Sendung der Kirche

Die Sendung Christi bleibt die endgültige und einzige, indem sie weitergeht in die Welt, weitergeht durch andere, denen Christus sie anvertraut. Der einzelne, der glaubt und sich senden läßt, ist daher kein „Einzelkämpfer“, er gehört mit allen, die glauben und sich senden lassen, zusammen: ein Leib und ein Geist, wie wir auch berufen sind zur einen Hoffnung (vgl. Eph 4,4). Sendung Christi lebt in der Geschichte als Sendung der Kirche. Freilich ist nicht nur der einzelne, sondern auch die Kirche selbst von sich her: nichts, gewiesen in die Erfahrung des eigenen Nichts, gewiesen in den Skandal Christi, der in seiner Niedrigkeit Gott verschenkt, gewiesen in die Erfahrung der eigenen Ohnmacht, der Disproportion zwischen Vermögen und Auftrag. Was Paulus für sich selbst sagt, gilt für die Kirche im ganzen: „Wir tragen aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überragende Größe der Kraft Gott angehöre und nicht von uns stamme“ (2 Kor 4,7). Dies darf nicht dazu dienen, das Versagen der Kirche und derer, die sie bilden, zu entschuldigen, sondern dazu, daß die Kirche der Notwendigkeit inne wird, sich immer neu in den Glauben an den zu bekehren, der in ihrer Ohnmacht stark ist, in den Glauben aber auch daran, daß er trotz all ihrem Versagen ihr treu bleibt. Die Sendung der Kirche leitet ihre Gültigkeit also nicht aus menschlicher Treue, sondern aus der Treue Gottes her, sie bleibt unabhängig davon, wie treu ihr die Menschen entsprechen, denen sie anvertraut ist. Und doch lebt sie nicht in einem Niemandsland zwischen oder über den konkreten Menschen, sie ist den Menschen zugemutet und anheimgegeben, die die Kirche sind, denen, die sich [20] senden lassen. Wer immer glaubt und sich taufen läßt (vgl. Mk 16,16), tritt ein in diese Sendung. Sie ist zugleich die Sendung der Kirche wie die seine. Zwischen Einheit und Jeweiligkeit der Sendung spielt die Spannung, die das Leben der Kirche prägt. Christi Sendung, einmalig, in sich abgeschlossen, geht gleichwohl weiter, teilt sich anderen mit: dieses Paradox spiegelt sich in der Sendung der Apostel. Auch sie ist einmalig, unwiederholbar, sie bleibt grundlegend für die ganze Geschichte der Kirche. Aber auch zu dieser apostolischen Sendung, mit der das offenbarende Heilswirken Gottes in Christus „abgeschlossen“ ist, gehört es, daß sie weitergeht: weitergeht zum einen in der Kirche, die als ganze die ecclesia apostolica ist, weitergeht aber auch für die Kirche durch das kirchliche Amt. Verankert in der Nachfolge der Apostel, sakramental gebunden an Jesus Christus, soll es die Sorge dafür tragen, daß die Kirche sich nicht in sich selber schließt, sondern in der lebendigen Verbindung mit ihrem Haupt und Ursprung Christus bleibt. Dem widerspräche es freilich, wenn sich das Amt in sich selber schlösse; seine Weise, sich und darin die Gabe Christi zu verschenken, besteht gerade darin, daß es, aus Jesus Christus her, den Raum schafft, in dem sich die Sendung aller Glieder der Kirche entfalten kann, um sich aneinander und an die Welt zu verschenken. Es gibt keine Gestalt von Sendung, die auf andere Weise wirksam werden könnte als dadurch, daß sie einstimmt ins Spiel des Schenkens und Beschenktwerdens. Aus der missio, der Sendung, wächst communio, Gemeinschaft.