Neuer Ansatz in Sicht?
„Soziologische“ Welle
Moderne Wirtschaft, Wissenschaft und Technik waren die Voraussetzungen für den Wiederaufbau. Der Rhythmus dieser Technik, der Rhythmus von Leistung und Produktion bestimmte mehr und mehr die Gesellschaft und das Leben eines jeden einzelnen. Auf der einen Seite wurde immer mehr machbar und erreichbar; auf der anderen drängten in die immer dichter zusammenrückende eine Welt unausweichlich die sozialen Spannungen und Probleme vor, die aus dem Gefälle zwischen entwickelten Ländern und Entwicklungsländern entstanden. Die Aufgaben, vor welche die Gesellschaft und der einzelne gestellt wurden, [15] waren mit dem Ethos der Existenz allein nicht zu meistern.
Die beiden Grundfragen hießen: Wie kann der Mensch dem entgehen, bloßes Objekt der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Prozesse zu werden, die ihrer eigenen Gesetzlichkeit, ihrer eigenen Dynamik folgen, so aber den Menschen bestimmen, ehe er sie bestimmt? Wie können die Unterschiede zwischen Privilegierten und Benachteiligten überwunden, wie kann eine Zukunft gebaut werden, die in Gerechtigkeit, Friede und Freiheit Zukunft für alle ist? Man entdeckte, wie tief alle Lebensäußerungen des Menschen, bis in Kultur und Religion hinein, von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Vorbedingungen abhängen. Man entdeckte aber auch, wie auf alle Lebensäußerungen des Menschen, bis in Kultur und Religion hinein, eine „soziale Hypothek“ liegt, wie sehr sie in Pflicht genommen sind, dem Aufbau und Ausbau einer gerechten Welt zu dienen. Einige Signale: der leidenschaftliche Einsatz für die Dritte Welt, die vielfältigen Bemühungen um die „Demokratisierung“ aller Lebensbereiche, der Optimismus, die menschliche Welt bauen zu können, das Interesse an Strukturen, auch in der Kirche, um die Mitwirkung aller zu garantieren und zu aktivieren.