Franz von Baaders philosophischer Gedanke der Schöpfung

Tatsache der vorgängigen Vertrautheit

Aus dem Augenblick der Bestimmung tritt die Identität des vorher Nichtidentischen, des Angebotenen und der unerweckten Mächtigkeit zu wollen im Vollzuge des verwirklichten Wollens (bzw. Nichtwollens) hervor. Bei [18] näherem Zusehen zeigt sich das vorher nicht durch den Akt wirklichen Wollens Geeinte dennoch nicht als schlechthin uneins, unidentisch. Denn das Angebotene gehörte schon je in den Horizont meiner Mächtigkeit zu wollen; es bestimmte sie als ihr vermochter Raum zu dem, was sie ist, sonst hätte es nie mein wirklich Gewolltes werden können. Dem Wollbaren eig­net seinshafte Durchgängigkeit und urspüngliche Zugehörigkeit zu meiner Wollensmacht. So liegt dem Einswerden von Gehalt und Wille im Entscheid aus der Situation des Entweder-Oder her und dieser Situation selbst ein ursprüngliches Einssein voraus: Ich bin mit dem möglichen Gehalt meines Wollens verbunden in vorgängiger Vertrautheit1.


  1. Vgl. Thomas von Aquin zur „convenientia entis ad appetitum“ (Quaestiones disputatae de veritate qu. 1 a. 1). ↩︎