Trinität und Kirche

„Trinitarische“ Christologie

Eine der Intentionen und Leistungen von CL ist diese Verbindung der beiden Verstehensansätze von Kirche durch das, was wir eine trinitarische Christologie nennen können. Die Beziehungen der Gläubigen zu Jesus Christus und in ihm miteinander sind nicht ablösbar von dem, was die Person Jesu Christi als göttliche Person, die sein Menschsein trägt, ja ist: subsistierende Beziehung zum Vater und zum Geist.

Falten wir die dreifache Beziehung aus, die in der Zusammenschau von Kirche als Leib Christi und als aus der Trinität her geeintes Volk enthalten ist. Der Sohn ist im Vater, der Vater im Sohn. Dies ist Grund der Möglichkeit der Menschwerdung des Sohnes, Grund seiner Sendung durch den Vater in die Welt, Grund dessen, daß er die Welt mit dem Vater versöhnen kann. Der Erlöste und entsprechend die Erlösten, ihre Gemeinschaft, die Kirche, sind hineingenommen in dieses Verhältnis des Sohnes zum Vater und des Vaters zum Sohn.

In der freien Liebestat der Sendung des Sohnes und seiner Inkarnation nimmt der Sohn uns zu eigen an, nimmt er uns in sich hinein, hat er realen Anteil an uns, so daß wir in ihm sind und er in uns ist.

[76] Dieses grundsätzlich von ihm her in Inkarnation und Erlösungstat am Kreuz vollzogene Innesein wird wirksam, wird unser Leben, indem wir uns durch den Glauben und die Initiationssakramente hineinnehmen lassen in den Lebensvollzug Jesu – und dies eben heißt wiederum in sein Verhältnis zum Vater (vgl. CL 10–13).

Persönlich hineingenommen in den Sohn, persönlich umfangen von ihm, sind wir aber hineingenommen auch in sein Verhältnis zu den anderen, die mit der einen und selben Liebe von ihm angenommen und erlöst sind. So ist von innen her das Leben des einzelnen mit Christus ein Leben mit den anderen, die in Christus sind. Darin konstituiert sich die Kirche zugleich als der Leib des einen Herrn, in welchem einer dem anderen Glied ist, indem er Glied ist an Christus, und es konstituiert sich jenes Volk, das seine eigene Einheit aus und in jener des Vaters und des Sohnes im Geiste hat. Die Untrennbarkeit dieser drei Perichoresen, ihr gegenseitiger Einschluß, ist das theologische Geflecht, das die theologischen Grundaussagen des ge­samten Dokumentes trägt (vgl. CL 8, 18, 31 Ende, 32).

Es verdient eigens angemerkt zu werden, daß eine solche trinitarische Christologie auch die Grundlage für ein gemäßes Verständnis der drei Ämter (munera) Christi als des einzigen Priesters, Propheten und Königs ist, der aber gerade an dieser Einzigkeit, ohne sie zu verringern, der Kirche und den Gläubigen Anteil gibt. In diesem Licht will CL 14 gelesen und verstanden werden.