Böse, das
Überwindung des Bösen
Wenn das B. Verstimmung der Welt mit sich und mit Gott in der selbstherrlichen Selbstverstimmung endlichen Willens ist, so der Tod Jesu und seine →Auferstehung die Überwindung des B. aus dem freien Ratschluß des allmächtig bestimmenden Ursprungs. Indem Jesus „gehorsam bis zum Tode“ wird, vollzieht er die radikale Übereinstimmung mit dem Willen des Vaters, das richtende Nein zum B. also, und als dasselbe die liebende Übernahme der →Sünde und Schuld der Welt (vgl. auch →Erbsünde), mit der er als ihr Gleichbild am Kreuz „übereinstimmt“. Jesu Solidarität mit der sündigen Menschheit ist zugleich Solidarität liebenden Gehorsams des Sohnes gegenüber dem Vater. Diese neue Übereinstimmung zwischen Gott und Welt wird als Geburt des neuen Menschen und Anfang der neuen Schöpfung offenbar und bestätigt in der österlichen Auferweckung. Tod und Auferstehung Jesu werden als die frohe Botschaft dem Menschen angeboten zur Umstimmung seines bösen, selbstherrlichen Willens in der glaubenden, hoffenden, liebenden Einstimmung in die Tat Gottes in Jesus. Die Überwindung des B. geschieht als die →Liebe Gottes, die seinen Sohn zur Versöhnung dahingibt, und als die Liebe des Sohnes, die in dem einen Gestus ihrer Hingabe zugleich den Vater und die Sünder aushält und so beide neu zusammenhält. Der Geist des Sohnes wirkt in den Erlösten dieselbe Liebe; sie überwindet den Zwiespalt endlichen Willens, selbst zu bestimmen und sich doch bestimmen lassen zu sollen: die Liebe will als ihr Eigenes, „von selbst“, was der Geliebte will, ist ungebrochene, geradlinige Einheit des Menschen mit Gott, mit seinem maßgebenden Seinlassen, mit sich selbst und mit der aus Gottes Liebeswillen sein gelassenen Welt.
Literatur: Thomas von Aquin, De malo; G. W. Leibniz, Theodizee. – F. Billicsich, Das Problem des Übels in der Philosophie des Abendlandes I-III (W 1936–59, I 21955); T. Demand, Le mal et Dieu (P 1943); B. Bavink, Das Übel in der Welt (Mn 21947); A.-D. Sertillanges, Le problème du Mal, l'histoire (P 1949); G. Mensching, Gut und Böse im Glauben der Völker (St 21950); P. Siwek, The Philosophy of Evil (NY 1951); M. Buber, Bilder von Gut und Böse (K 1953); R. Lauth, Die Frage nach dem Sinn des Daseins (Mn 1953); G. Siewerth, Thomas von Aquin, Die menschliche Willensfreiheit (D 1954); ders., Die Freiheit und das Gute (Fr 1959); B. Welte, Nietzsches Atheismus und das Christentum (1958, Darmstadt 21984); ders., Über das B. (Fr 1959); W. Bitter (Hrsg.), Gut und Böse in der Psychotherapie (St 1959); Barth KD 111/3 § 50; K. Lüthi, Gott und das B. (Z-St 1961); Ch. Journet, Le mal (Brügge-P 1961), dt: Vom Geheimnis des Übels (Essen 1963); K. Lorenz, Das sog. B., Zur Naturgeschichte der Aggression (1963, W 71965); F. F. Hager, Die Vernunft und das Problem des B. im Rahmen der platonischen Ethik und Metaphysik (Bern 1963); G. Baumbach, Das Verständnis des B, in den synoptischen Evangelien (Bo 1963); S. Portmann, Das Böse – Die Ohnmacht der Vernunft (Schelling) (Meisenheim 1966).