Propädeutische Überlegungen zur Glaubensvermittlung

Vermittlung als Geschichte*

Worin liegt die theologische Qualität der drei Geschichten? In der Davidserzählung brachte die Vermittlung ans Licht: Die Geschichte dieses Mannes ist nicht bloß eine menschliche und zwischenmenschliche Angelegenheit, sondern eine Geschichte mit Gott. In der Pfingsterzählung klärte sich durch die Vermittlung: Gottes Geschichte mit uns, die in Jesus Christus objektiv ein für allemal geschehen ist, will durch den Glauben je neu zur „subjektiven“ Geschichte bestimmter Menschen werden. In der Erzählung über Maria Theresia Scherer ging in der Vermittlung auf: Die Geschichte des einen ist die Geschichte des anderen, und die Geschichte aller mit allen ist Gottes Geschichte mit uns. Auf Grund der Vermittlung will deshalb jede Lebensgeschichte ganz neu, d. h. in ihrer theologischen Qualität gelebt werden. So unterschiedlich die Verlaufsrichtungen der Vermittlung waren, so unterschiedlich war auch das jeweils eröffnende, auslösende, vermittelnde Moment. Diese Differenzen sind Signal dafür, was am konkreten Geschehen der drei unkonstruierbaren Ereignisse zu verifizieren ist: Vermittlung kann ebensowenig wie solche Ereignisse einfach „gemacht“, methodisch geplant werden – wenngleich wir methodisch an unseren Fallstudien vieles lernen können. Vermittlung muß gelingen, sie muß sich schenken, sie will letztlich erlitten werden. Anders würde die theologische Qualität von (Glaubens-)Vermittlung, in der Gott allein der führende Part zusteht, anthropologisch oder technisch aufgearbeitet und damit zerstört.