Berufungspastoral um die Jahrtausendwende

Vierter Quellbereich: Unmittelbarkeit statt Institution

In einem von der Technik und ihrer Rationalität geprägten System werden schier alle Beziehungen mittelbar, in ein Feld der Medien, des Vermittelnden also, gerückt. Spontaneität, Begegnung, Unmittelbarkeit kommen zu kurz; und doch läßt sich ohne sie nicht leben. Diese elementare Erfahrung führt freilich zu einer abgründigen Skepsis gegen jede Art von Institution. Zugleich ist unser Leben so tief in Institutionen eingelassen, daß im Namen der Unmittelbarkeit die Ohnmacht der Institutionen – institutionalisiert wird. In der Tat, Grenze von Institution läßt sich ohne jeden institutionellen Schutz nicht durchtragen. Bereits in solcher Dialektik leuchtet der Zusammenhang auf: Institutionen müssen von ihrer dinghaften Verselbständigung, Medien von ihrer die Inhalte transformierenden Übermacht entkleidet werden – Institution und Medium aber bleiben in einer Welt, in welcher punktuelle und universelle Kommunikation einander einschließen und bedingen, unausweichlich. Nicht das Nein zu den Institutionen, aber auch nicht nur ihre Fixierung, sondern ihre Verwandlung und Belebung in kommunikativen Vorgängen tut not. Eine „Zivilisation der Liebe“ erfordert, aber relativiert zugleich Institution. So abstrakt in der Kürze dieses Problem angesprochen ist, mit soviel lebendigem Kontext ist es alltäglich geladen.