Zur Entwicklung der nachkonziliaren Räte in der Bundesrepublik

Vorrang innerkirchlicher Fragen

Die Arbeit der Räte wendet sich mit Vorrang innerkirchlichen Themen zu. Fragen der kirchlichen Struktur stoßen auf besonderes Interesse. Zu gesellschaftspolitischen Aufgaben findet man weniger Zugang; die Pluralität der Standpunkte und die Kompliziertheit der Probleme läßt es schwerer zu eindeutigen, dezidierten Lösungen kommen als bei innerkirchlichen Fragen, bei denen man durch dieselbe Interessenlage sich leichter solidarisiert. Dieser Distanz zum Gesellschaftlichen wirkt freilich ein anderer Trend entgegen: im Sinne einer latent wirksamen verallgemeinerten politischen Theologie wünscht man, daß die Kirche als solche auch in politischen und sozialen Fragen mehr konkrete Positionen bezieht, die freilich nicht durch das Amt allein, sondern durch die synodale Mitwirkung aller mit dem Amt gewonnen werden. Zwei Tendenzen wirken so teils gegeneinander, teils durchdringen sie sich: die Tendenz, das Gesellschaftliche auszuklammern, und die Tendenz, es für sich zu beschlagnahmen.