Der Religionsunterricht als Vermittlungsgeschehen

Was ist das „Neue“am Korrelationsprinzip?*

Wir hatten lange Zeit das Ganze in ein bloßes Frage- und Antwortverhältnis hineingebracht. Der Mensch fragt nach Heil, Gott antwortet. Diese Korrelation hat sich verändert, und das ist etwas Neues an der Korrelation, daß eben auch Gott der Fragende und der Mensch der Antwortende sein muß. Daß Gott also auch den Menschen fragen muß: welches ist deine Situation, werde dir dessen bewußt, denn sonst kann ich dir nicht sagen, was ich dir zu sagen habe.

Es ist ein gegenläufiges Spiel von Frage und Antwort, eine bundeshafte Partnerschaft zwischen Gott und dem Menschen. Sie hebt nicht auf, daß Gott Gott ist und der Mensch Mensch, sie hebt nicht auf, daß alles an Gott liegt und wir auf ihn zu hören haben. Aber dieses Hören auf Gott ist ein Hören auch auf das Hören Gottes, in das wir uns einzubringen haben. Die typische Weise, wie wir auch das Wort vorzulegen haben, ist uns gegeben, in dem, was Paulus im Korintherbrief uns sagt, nämlich: „Ich bitte an Gottes statt: Laßt euch mit Gott versöhnen“ (2 Kor 5,20). Der Gott Jesu Christi ist der bittende Gott, der werbende Gott, dem deswegen das wichtig ist, was in uns lebt.

Das scheint mir neu zu sein in der Korrelationspädagogik. Da wird deutlich, daß ein korrelativer Unterricht immer einer sein muß, bei dem auch die Schüler Mitakteure sind, bei dem auch die Schüler Glaubensquelle sind. (Vgl. Röm 1,11f.) [373] Ich sage ganz „Ja“ zu allen Dingen, die Aufgabe des Amtes sind, und zur Verkündigung und zu der Verbindlichkeit und allem dem – aber die Weise, worin dies geschieht, ist nicht bloße Deduktion von Amtlichkeit, sondern diese notwendige und manchmal schmerzliche Notwendigkeit auch eines amtlichen Sprechens, auch gegen den Strom und gegen das Verständnis, ist immer eingebunden in das Hören – auch des Amtes selbstverständlich – auf die Erfahrungen der Menschen. Und das ist sicher eine Sache, die wir noch redlich weiter lernen müssen.