Volk Gottes auf dem Weg

„Wegweiser“ und „Weggenosse“

Vielleicht kann das Bild des „Wegweisers“ dies veranschaulichen. Ein Wegweiser ist nicht die Stadt, zu der er weist. Der Wegweiser „sagt“: Geh weiter, geh weg von mir; nicht bei mir, sondern dort [22] ist das, wohin ich weise! Doch gerade um dies zu „sagen“, gerade um das Weitergehen zu ermöglichen, muß er selbst „stehen“, braucht er seinen Stand und Halt, seine Deutlichkeit.

Jedes Bild hinkt; die Kirche darf nicht stehenbleiben, sie weist nicht nur auf einen Weg, sie ist auf dem Weg. Sie ist Wegweiser und Weggenosse der Menschheit in einem. Und anderseits muß die Kirche auch mehr von der künftigen Stadt, vom Neuen Jerusalem, vom Reich Gottes zeigen als ein Wegweiser von seinem Ziel: nicht nur die Richtung, sondern die lebendige Nähe, der wirkliche, wenn auch verborgene Anbruch des Reiches will in ihr sich bezeugen. Im Klartext gesprochen: Unmittelbarkeit zu Gott und Unmittelbar­keit zueinander dürfen nicht bloß Verheißung bleiben, sie wollen, wenn auch in der verschattenden Gestalt irdischer Vorläufigkeit, sich schon jetzt ereignen; schon jetzt gibt uns Jesu Blut den Zugang zum Vater (vgl. Eph 2, 18) und zueinander, schon jetzt fängt jene „Unmittelbarkeit“ an, die uns doch erst bevorsteht. Die Liebe ist bereits die Gegenwart des Künftigen, sie ist aber zugleich die Geduld, die dieses Künftige in der Vorläufigkeit seiner gegenwärtigen, unvollkommenen Gestalt und diese vorläufige, unvollkommene Gestalt selbst um des Künftigen willen erträgt.