Hoffnung für uns

Welt-Dialog*

Unmittelbar gilt das für die Partnerschaft zwischen den Katholiken unseres Landes und den Menschen der Dritten Welt. Hilfe zur Selbsthilfe, Unterstützung von Projekten, die weder einfachhin von außen in andere Länder hineingeplant werden noch von anderen Ländern ohne Rückkoppelung zu unseren Erfahrungen und Erkenntnissen vorgeplant und von außen bloß finanziert werden: hier kann sich Dialog entwickeln. Wir werden genötigt, aus der Perspektive anderer – anderer Bedürfnisse, anderer Mentalitäten, anderer Lebenskontexte – zu sehen und zu handeln und doch in diese andere Sicht- und Handlungsweise unser Eigenes zu übersetzen und einzubringen. Unser Eigenes, das meint einmal die Erfahrungen und Gesetzmäßigkeiten technisierter Zivilisation, ohne die eine weltweite Entwicklung nicht gelingen kann, es meint aber auch unseren Einsatz, unsere Existenz, unsere Geschichte, all das, was wir haben und was wir sind. Zielvorstellung ist nicht der nivellierte Eine-Welt-Mensch, angereichert mit einer Summe folkloristischer Spezialitäten, sondern jener Mensch, dessen Horizont zwar die eine und die ganze Welt ist, der aber in diese eine und ganze Welt sich selbst, seinen eigenen Reichtum, seine eigene Herkunft hineingibt. Es geht um die eine Zukunft, die aus vielerlei Herkünften erwächst und in der wir einander die Gabe der je eigenen Herkunft zu schenken vermögen.

Sicher, wir sollen auch unsere Ideen, unser Erbe, eben alles das mitbringen, was zu uns gehört. Aber im Mitbringen werden wir es auf jene evangelische Weise zu verlieren haben, die einen neuen Gewinn ermöglicht. Wir selbst werden aus anderem Ursprung unseren eigenen Ursprung neu verstehen, neu mit ihm beschenkt werden – und den [62] Partnern kann ähnliches geschehen. Unsere Kulturbehäbigkeit und unsere Problemwehleidigkeit werden gleichermaßen relativiert, aufgesprengt. Wir werden demütiger durch die Begegnung mit fremdem Reichtum, mutiger durch das Mittragen fremder Not. Solche Communio macht Menschsein universaler und vielgestaltiger zugleich. Es ist wohl nicht abseitig, sich hier an die Christologie des Epheserbriefes zu erinnern. In Christus begegnen sich Juden und Griechen, durch seine Erlösungstat wachsen sie zusammen zur selben Gemeinde. Ihre Geschichte ist Geschichte füreinander und miteinander, sie ist Geschichte Gottes, der sich in Jesus Christus selbst für uns hingegeben und der in ihm der Gott-mit-uns geworden ist. Die Vielfalt menschlicher Herkunft wird zum pleroma, zur Fülle Christi, wo wir uns von ihm in Dienst nehmen lassen und Glieder an seinem einen Leib werden.