Philosophisch-Theologische Reflexionen zum Thema: „Unsere Verantwortung für die Welt von morgen“
Welt und Ich – gegenseitige Voraussetzung
Ausgehend von diesem Ansatz will ich in einem zweiten Gedankenschritt, der knapp ausfällt, aber meiner Meinung nach wesentlich ist für unser Thema, etwas in diesem Satz Verborgenes nochmals hervorheben. Wenn ich sage, meine Welt bricht mir zusammen, dann ist hier ein doppeltes Vorfahrtsverhältnis zwischen Welt und mir bezeichnet, eine doppelte Voraussetzung. Ich mache mir ein Stück weit, ich mache mir in gewissem Sinne ganz meine Welt. Ich lebe, ich habe meine Welt, ich entfalte mich in ihr, ich ordne die Dinge, ich bin Ursprung dessen, wie meine Welt aussieht: Ich als der ordnende Faktor. Ich bewirke etwas in der Welt, ich verändere Welt, ich gestalte Welt. Welt geht von mir aus, zumindest die Sicht, wie ich mich zu den Dingen verhalte und was sie mir sind, geht von mir aus. Ich bin auf gewisse Weise Ursprung meiner Welt. Wenn ich sie nicht setze, ordne, füge, ist sie nicht diese Welt. Aber ich muß im selben Atemzug sagen, daß ich in meine Welt eingesetzt bin, ja von meiner Welt bestimmt bin, daß es eine Welt geben muß, damit es mich geben kann. Mich könnte es gar nicht geben außerhalb dieses Gefüges, außerhalb dieses „Alles“, außerhalb dieses Zusammenspiels „Ich und Andere“, außerhalb dessen, daß es eben Zeit gibt, in der es weitergeht. Nur weil diese Momente und Elemente von Zeit und Welt schon da sind, nur deswegen kann es mich geben, ich finde mich vor in meiner Welt, ich bin der von meiner Welt Gesetzte. Und so stehen wir in einem merkwürdigen, bipolaren Verhältnis: Ich bin abhängig von meiner Welt, meine Welt ist abhängig von mir, ich lasse aus mir Welt als Welt hervorgehen, und zugleich finde ich mich in diesem Hervorgehen als schon von der Welt bedingt und gesetzt und in sie eingesetzt. Das ist nicht nur eine Gedankenspielerei. Daß wir nämlich nur von Voraussetzungen leben können und daß wir zugleich Voraussetzungen bestimmen, das ist jener Grundzug von „Welt“, der uns nervös und offensichtlich nicht nur nervös, sondern auch besonnen und verantwortlich und nachdenklich macht.