Gerettetes Wort – rettendes Wort

Wort, das Wahrheit bezeugt*

Der Prophet ist einer, der mit ganzem Einsatz selber spricht, aber nicht nur von sich selber spricht, sondern aus einer Sendung und somit aus einer Tiefe, die ihm unverfügbar vorgegeben ist. Er ist Zeuge, der mit der ganzen Leidenschaft seiner selbst sagt, daß nicht nur er das sagt, was er sagt, sondern Gott selbst. Jedes menschliche Wort aber – und das ist die Analogie, aber keineswegs einebnende, einsinnige Gleichheit – ist je mein Wort, Wort, zu dem ich als der Sprechende stehen können muß; ich kann aber zu diesem meinem Wort nur stehen, weil ich zutiefst davon überzeugt bin, daß es nicht meine Laune und Beliebigkeit ist, dieses Wort zu sagen, sondern daß in ihm sich die Sache selbst, daß in ihm sich der unverfügbare und unantastbare Anspruch dessen, wie es ist, der Wahrheit also, meldet. Ich stehe mit mir dazu, daß nicht nur ich so sage, wie ich sage, sondern daß es mir von der Sache angemessen und zugewiesen ist, es so zu sagen. „Verzicht“ auf solche je größere Kraft der Wahrheit in meinem Wort, Reduktion auf mein bloßes Meinen und Mögen macht das Wort nicht bescheiden, sondern beliebig, so aber gefährlich, weil es an sich selber unabweisbar den Anspruch und somit den heimlichen Effekt jenes Wortes hat, das eben Wahrheit beansprucht, etwas sagt und ausrichtet.