Der dritte Weg im kirchlichen Dienst

Zeugnis als Dienst – Dienst als Zeugnis

Die Kirche ist gesandt, Jesus Christus, das Reich Gottes und das Heil Gottes, die in ihm angebrochen sind, allen Menschen aller Zeiten zu bezeugen. Dieses Heil wirkt nicht die Kirche, sondern der Herr. Das Zeugnis bringt im eigenen Sein und Tun dieses Handeln Gottes zum Vorschein, gibt es den anderen weiter. Im Zeugnis gibt der Zeuge sich selber ganz, aber er gibt sich so, daß darin offenbar wird: Nicht mein Tun, nicht mein Einsatz, nicht meine „Qualität“ sind das Letzte und Entscheidende, sondern der Herr, seine Liebe, sein Wirken. Das Bezeugte, der Bezeugte, ist das eigentliche Subjekt im Zeugnisvorgang, nicht der Zeuge. Dann aber gibt es wiederum zwei Grundgestalten von Zeugnis, die freilich ineinander übergehen, einander durchdringen: Zeugnis als Dienst und Dienst als Zeugnis.

Zeugnis als Dienst: Wer dem andern Jesus Christus bezeugt, wer von ihm überzeugt und überzeugend spricht, in seiner Lebensgestalt ihn darstellt und auf ihn durchsichtig wird, der tut dem Menschen einen Dienst. Er bringt nicht nur seine eigene Überzeugung ins Spiel, sondern jene Liebe Gottes, die den Menschen erst zu sich selbst befreit, ihm Heil schenkt. Dann aber ist die höchste Zeugnisform die Liebe. Die Glaubwürdigkeit des Zeugnisses hängt an der Liebe, mit welcher es gegeben wird, und so wird der Rang auch der anderen Spielart des Zeugnisses sichtbar: Dienst als Zeugnis.

Dort, wo „Kirche als Institution“ wirkt, steht in der Regel zunächst „Zeugnis als Dienst“ im Vordergrund. Allerdings wird auch dieses Zeugnis nur als Dienst beglaubigt durch die Liebe, in der Gottes Nähe zu den Menschen aufscheint. Wo aber Kirche Institutionen trägt („Institution als Kirche“), hat dies seine Rechtfertigung darin, daß „Dienst als Zeugnis“ geschieht: In den Dienst muß das Christliche eingehen, nicht als das äußere Etikett, sondern als die innere Kraft und der innere Halt der menschlichen Zuwendung, des menschlichen Dienstes.