Erzählen von Klaus Hemmerle. Beitrag zu einer Austauschtagung
Zweiter Schritt - Warum ist unser Standpunkt wichtig?
Unter Anerkennung dessen, dass es nicht möglich ist, die eine gültige und in diesem Sinne wahre – weil einzige – Geschichte von Klaus Hemmerle zu erzählen, haben wir nur die Möglichkeit, eine, nämlich unsere Geschichte von ihm zu erzählen. Von ihm – nicht über ihn, sondern in unserem eigenen Erzählen mit ihm. Und genau das wollen wir im nächsten Schritt wagen. Wir tun dies in dem Bewusstsein, dass Stand- und Bezugspunkte zu Klaus Hemmerle in unserer Generation nicht selbstverständlich sind; sie wachsen nicht von selbst nach, gleichsam organisch aus persönlicher Erfahrung unmittelbarer Begegnung. Sondern es braucht ein Faszinosum; etwas, das fesselt, berührt, irritiert, anregt, einlädt. Von daher wollen wir selbst der Fragestellung im Modus des Erzählens folgen: Was fasziniert mich an Klaus Hemmerle, an seinen Erzählungen zu verschiedenen Themen, die auch heute noch für uns und die Kirche höchst brisant sind? Was daran irritiert eher und eckt an? Wie hören wir seine Erzählungen? Dabei folgen wir Fährten aus dem schriftlichen Nachlass Hemmerles und werfen Schlaglichter auf ausgewählte Aspekte, die uns auch in aktuellen Debatten relevant erscheinen. Den sich uns darin zeigenden Ambivalenzen, die sicherlich auch gefärbt sind von unserer je persönlichen Perspektive, haben uns dabei besonders beschäftigt; denn in ihnen deutet sich eine paradoxe Gleichzeitigkeit einursprünglicher Denkmuster und mehrursprünglicher Kriteriologie an. Was uns zu diesem Eindruck führt, wollen wir zunächst an Beispielen mit Euch und Ihnen teilen und später systematischer untersuchen.