Zwischen Bistum und Gesamtkirche

Zwischen Bistum und Gesamtkirche

[22] Viel Unzufriedenheit in der Kirche entzündet sich daran, daß Rom wieder einmal gehandelt habe, ohne auf die konkreten Probleme von Lateinamerika, Holland oder Deutschland einzugehen, oder gerade umgekehrt daran, daß man in Lateinamerika, Holland oder Deutschland Lösungen forciere, die gesamtkirchlich nicht tragbar erscheinen. Die Problematik Ortskirche/Teilkirche/Weltkirche, nochmals verflochten mit der anderen Problematik Amt/Mitwirkung aller, erregt die nachkonziliare Diskussion allenthalben. Natürlich wächst auch die Zahl derer, die es endlich leid sind, mit kirchlicher Selbstbespiegelung und hinter Strukturfragen verbrämten Interessen oder Wehleidigkeiten belästigt zu werden, ohne daß man zum höchst aktuellen Kern der Sache, zur Frage nach Gott und Jesus kommt. Fragen der Ekklesiologie und der kirchlichen Strukturen müssen in der Tat aus den Sackgassen herausgeholt werden, in die man sich, so oder so herum, verrannt hat. Überläßt man diese Fragen indessen sich selbst, läßt man sie bloß liegen, so bringen sie De-facto-Lösungen hervor, die ganz gewiß nicht mit der Handbewegung „bloß strukturell“ abzutun wären.

Ehe man jedoch in die unerläßliche Einzelarbeit an diesen Strukturfragen eintritt, ehe man damit argumentiert, daß diese oder jene Lösung doch an sich denkbar sei und nicht im Widerspruch gegen das Dogma selbst stehe, und dann dagegenargumentiert, in der paulinischen Gemeinde von Korinth oder nach dieser oder jener römischen Verlautbarung aus dem Jahre 1871 oder 1971 gehe es doch so nicht, sollte man einmal etwas breiter den theologischen Kontext der anstehenden Strukturprobleme bedenken.